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Das Ende des Bürgerfernsehens in NRW -
Eine politische Zensur?
Auch das ÄON-Magazin musste aufgeben – Seit dem 1.1.2009 ist der Bildschirm leer
(aus: OnlineZeitung24.de vom 31.07.2009)

Am 1. Juni 1985 wurde er gegründet, der Offene Kanal Dortmund. Er war seinerzeit überhaupt erst der zweite Sender seiner Art – ein Pionierprojekt also, das sich im Laufe der Jahre zu einem beachtlichen Sprachrohr entwickelte. Im August 1995 stellte der Offene Kanal Dortmund als erster Offener Kanal überhaupt eine eigene Webseite ins Netz. Ab dem 1. April des Jahres 2004 präsentierte sich das Dortmunder Bürgerfernsehen unter dem Namen „floriantv“. Am 1. Januar 2009 wurde der Sendebetrieb im Dortmunder Kabelnetz eingestellt.
Auch das ÄON-Magazin musste aufgeben – Seit dem 1.1.2009 ist der Bildschirm leer
Das Mitglied einer Filmgruppe schrieb letztes Jahr im Internet über das bevorstehende Ende des Senders: „…umso trauriger stimmt mich, dass diese Plattform im kommenden Jahr nicht mehr in dieser Form zur Verfügung stehen wird. Wie es weitergehen wird, ist derzeit noch ungewiss. … Ich hoffe, dass floriantv auch diese Krise meistern und mit einem neuen Konzept gestärkt aus ihr hervorgehen wird.“Und Bezirksbürgermeister Ullrich Krüger von der Innenstadt-West meinte als die Einstellung des Senders bekannt wurde: „Mit floriantv verzeichnet die Stadt Dortmund einen großen Verlust."

Wie kam es dazu? Insider sehen das so: „Der Sender hat letztes Jahr seinen Betrieb eingestellt, weil der Staat die OK’s in NRW einfach geschlossen hat. Die demokratischen eigenen Meinungen waren einigen Politikern wohl doch ein Dorn im Auge.“

Wikipedia schreibt zur Begründung der OK-Schließungen: „Nach einem Entschluss der Landesmedienkommission NRW auf Vorschlag der LfM NRW (Landesanstalt für Medien NRW) wird die Förderung von Offenen Kanälen in Nordrhein-Westfalen grundlegend geändert. Statt wie bisher die Offenen Kanäle mit einer Sockelfinanzierung und zusätzlichen Projektfinanzierungen zu unterstützen, fällt die Sockelfinanzierung nunmehr gänzlich weg; da den Offenen Kanälen Werbung und Sponsoring untersagt sind (lt. Landesmediengesetz NRW), sind diese somit in erster Linie auf Spenden und Projektgelder angewiesen. Durch die so fehlenden Gelder ist es für die Offenen Kanäle kaum möglich die Einspeisung in die Kabelkopfstationen zu bezahlen. Außerdem stellt die LfM NRW durch die stark begrenzten Mittel die Wirtschaftlichkeit für einen Sendebetrieb in Frage, was jedoch Voraussetzung für die Erteilung einer Lizenz wäre. Aus diesem Grund haben bereits einige Offene Kanäle in NRW den Sendebetrieb eingestellt bzw. angekündigt, dies bis zum Ende des Jahres 2008 zu tun.“


Der Mietvertrag für die nun nicht mehr benötigten Redaktionsräume, die ich aus eigener Erfahrung von Studioaufnahmen des ÄON-Magazins her kannte, wurden bereits im Sommer 2008 gekündigt. Die fest angestellten Mitarbeiter verloren ihren Job. Die Schließung trifft vor allem auch die lokalen Vereine hart – ja, geradezu tödlich, denn sie verlieren mit den OK’s ihre einzige TV-Plattform. Statt der gecancelten OK’s will die LfM NRW nun einen überregionalen „Lokalsender“ins Leben rufen, der in ganz NRW zu empfangen ist (das Lokale bleibt dabei wohl auf der Strecke). Laufen soll dies unter der Schirmherrschaft (= redaktioneller Kontrolle) der Uni Dortmund. SAuch das ÄON-Magazin musste aufgeben – Seit dem 1.1.2009 ist der Bildschirm leero will man sichergehen, dass man qualitativ gute Beiträge sendet – soll wohl heißen „kontrollierte Beiträge“. Die Bürgergruppen, die bisher ihre eigenen Berichte senden konnten, werden dann maximal noch als Informationszulieferer fungieren können. Das aber war nie deren Absicht.

Getroffen hat es auch das ÄON-Magazin. Dieses Magazin wurde von einer engagierten Gruppe junger Leute aus Dortmund und Hagen ins Leben gerufen, die quasi ihre gesamte Freizeit und viel Geld in die Arbeit steckten. Auch ihnen blieb in Folge nichts anderes übrig als aufzuhören. Der Verein ÄON wurde deshalb ebenfalls zum 31.12.2008 aufgelöst und die vereinseigene Internetseite aus dem Web genommen, berichtete Gerhard Börnsen, einer der Filmemacher aus dem ÄON-Team. Davon bin auch ich letzten Endes betroffen, denn zusammen mit Gerhard Börnsen habe ich an mehreren ÄON-Beiträgen entscheidend mitgewirkt. Das waren beispielsweise ein umfangreicher Film über Thailand oder zuletzt der Filmbericht „War das Mittelalter ganz anders?“, der auf der Thematik meines Buches "Das Mittelalter war ganz anders" über Albertus Magnus, den Kölner Dom und die Heiligen Drei Könige aufbaute…

G.Börnsen und A.Ertelt
Das Foto zeigt Gerhard Börnsen (links) und Axel Ertelt (rechts) bei Studioaufnahmen zum Filmbeitrag über das Mittelalter. (Bildschirmfoto mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Börnsen, Filmemacher und Produzent der ehemaligen Fernsehsendung ÄON-Magazin, einer Sendung des regionalen Senders in Dortmund.)



31.07.2009 09:45 eingesandt von Alex Mais für OnlineZeitung 24.de


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